DDP-Lieferungen aus China: Die unsichtbare Steuerfalle

von | 18. Dezember 2025 | Blog Allgemein, Blog China Import | 0 Kommentare

Warum jeder Importeur bei DDP Lieferungen einen offiziellen Steuer- und Zollbescheid benötigt

Von Agentur Frisch – Ihr Partner für sicheren China-Import, CE-Dokumentation & Marktüberwachung

„DDP – Delivered Duty Paid“ klingt zunächst verlockend:
Der chinesische Lieferant übernimmt angeblich alle Kosten für Transport, Einfuhrumsatzsteuer, Zollabgaben und liefert die Ware bequem bis zur Haustür. Kein Aufwand, kein Risiko – zumindest auf dem Papier.

In der Praxis führt DDP jedoch zu massiven Problemen: fehlende Steuerbescheide, illegale Zolleinfuhr, verdeckte Steuerhinterziehung, Marktüberwachungsrisiken, Produktstilllegungen und im schlimmsten Fall strafrechtliche Konsequenzen für den deutschen Importeur – selbst dann, wenn er gutgläubig handelt.

Als BAFA-zertifizierte Importberatung sehen wir tagtäglich Fälle, in denen Unternehmer unbewusst in eine rechtliche Grauzone geraten. Deshalb ist es wichtig, die Mechanismen hinter DDP zu verstehen.


1. Was bedeutet DDP wirklich?

DDP („Delivered Duty Paid“) heißt in der Theorie:

  • Der Verkäufer übernimmt alle Kosten und Risiken
  • Der Verkäufer kümmert sich um Zollabfertigung
  • Der Verkäufer zahlt Einfuhrabgaben
  • Der Käufer muss nichts tun

Doch: Diese Darstellung funktioniert nach EU-Recht in 95 % aller China-Fälle nicht.

Ein nicht in der EU ansässiger Verkäufer darf rechtlich überhaupt keine Einfuhranmeldungen im Namen des Käufers vornehmen, es sei denn über:

  • einen indirekten Vertreter (haftet dann zu 100 % mit),
  • einen Fiskalvertreter (komplex und selten),
  • einen EU-Inverkehrbringer (mit voller Herstellerhaftung).

Die Realität sieht anders aus:
Viele chinesische Spediteure deklarieren die Ware „irgendwie“, manchmal unter falscher EORI, falschem Wert, falschem Zolltarif oder sogar auf Namen Dritter, die davon nichts wissen.

Das ist kein kleiner Fehler – das ist steuer- und zollrechtlich hochriskant.


2. Der wichtigste Satz: Ohne offiziellen Steuer- und Zollbescheid ist die Ware illegal eingeführt

Jede ordnungsgemäße Einfuhr in die EU erzeugt:

  • eine Zollanmeldung,
  • eine Steuerfestsetzung der Einfuhrumsatzsteuer,
  • einen rechtsgültigen Bescheid (z. B. Abgabenbescheid ATLAS).

Wenn du diese Unterlagen nicht bekommst, liegt in fast allen Fällen Folgendes vor:

A) Die Ware wurde nicht korrekt verzollt

oder

B) die Ware wurde unter falschen Angaben eingeführt

oder

C) die Ware wurde über eine fremde EORI geschmuggelt

In allen Varianten trägst du als Importeur trotzdem die Verantwortung.


3. Steuerhinterziehung – auch wenn sie der Lieferant begeht

Ein verbreiteter Irrtum:
„Ich habe DDP bezahlt, also muss ich mich um nichts kümmern.“

Falsch.

Nach § 25 UStG und § 370 AO kann jeder, der von Steuerverkürzung profitiert, zumindest leichtfertige Steuerverkürzung begehen.
Auch wenn du nichts davon wusstest.

Beispiel:

  • Ware im Wert von 100.000 €
  • Einfuhrumsatzsteuer müsste 19 % = 19.000 € betragen
  • Es wird aber nur 1.000 € angemeldet → 18.000 € sind hinterzogen

Wenn später eine Betriebsprüfung stattfindet, fragt das Finanzamt:

„Wo ist der Steuerbescheid für diese Lieferung?“

Hast du keinen, kann die Einfuhrumsatzsteuer rückwirkend nachgefordert werden – selbst Jahre später, zuzüglich:

  • Zinsen
  • Säumniszuschläge
  • ggf. Strafverfahren

4. Kein Steuerbescheid = kein Vorsteuerabzug

Ohne gültigen Steuerbescheid kannst du die Einfuhrumsatzsteuer nicht als Vorsteuer geltend machen.

Heißt konkret:

  • Du verlierst mehrere Tausend Euro Vorsteuer
  • Das Finanzamt erkennt Rechnungen aus China nicht als Ersatz an
  • Der Steuerberater kann nichts machen
  • Dein Jahresabschluss wird falsch

Der Vorsteuerabzug funktioniert nur, wenn du selbst der Einführer bist oder der Einführer dir offiziell Umsatzsteuer in Rechnung stellt.


5. Marktüberwachung: DDP ist ein rotes Tuch

Behörden fragen bei jeder Maschinen-, Kosmetik-, Spielzeug- oder Elektronikprüfung:

  1. Wer ist der Importeur?
  2. Wo ist der Zollbescheid?
  3. Wer hat die Ware in die EU gebracht?
  4. Wurde korrekt verzollt?

Wenn du keine Unterlagen hast, folgen oft:

  • Verkaufsstopps
  • Rückrufanordnungen
  • Sicherheitsbewertungen
  • Bußgelder
  • Beschlagnahme von Ware
  • Verdachtsfall „unsichere Importkette“

Die Behörden gehen mittlerweile systematisch gegen dubiose DDP-Modelle vor.


6. Viele chinesische Lieferanten werben aggressiv mit illegalen DDP-Modellen

Typische Aussagen:

  • „We handle customs for you, no tax needed!“
  • „We use own customs channel, very fast clearance!“
  • „No documents needed for import!“
  • „We already shipped 100 trucks to Germany without tax problems!“

Das klingt bequem, ist aber:

  • rechtswidrig
  • steuerlich brandgefährlich
  • bei Maschinen sogar strafrechtlich relevant

Wir sehen in unseren Beratungen Fälle, in denen Firmen Hunderttausende Euros an Steuern nachzahlen müssen, weil sie DDP vertraut haben.


7. Wie man DDP korrekt und legal nutzt (wenn überhaupt)

DDP kann funktionieren – aber nur in einem einzigen Szenario:

Wenn der chinesische Lieferant einen offiziellen Fiskalvertreter in der EU beauftragt, der mit eigener EU-Steuernummer offiziell anmeldet und einen Steuerbescheid ausstellt.

Das passiert in der Realität fast nie.

In 99 % aller Fälle ist DDP aus China:

  • illegal
  • steuerlich gefährlich
  • zollrechtlich fehlerhaft
  • für den Importeur riskant

8. Empfehlung der Agentur Frisch

Unsere klare Empfehlung:

1. Verzichte auf DDP-Modelle – mindestens ohne transparente Dokumentation.

DDP ohne Bescheid ist fast immer Steuerhinterziehung.

2. Lass dir IMMER folgende Dokumente geben:

  • ATLAS-Abgabenbescheid
  • Zolltarifnummer der Anmeldung
  • Anmelder & indirekter Vertreter
  • Einfuhrwert
  • Verzollungsnachweis (eVB)
  • Rechnung des Zolls oder Steuerfestsetzung

3. Wenn dein Lieferant diese Dokumente nicht liefern kann…

… wurde nicht legal verzollt.

4. Besser ist: DAP oder FOB + eigene Verzollung

Dann bist du vollständig abgesichert.


9. Fazit: DDP ist kein Komfort – sondern ein Risiko

Wer heute DDP aus China ohne vollständige Zoll- und Steuerdokumente akzeptiert, riskiert:

  • Steuernachzahlungen
  • Bußgelder
  • Strafverfahren
  • Verlust des Vorsteuerabzugs
  • Stilllegung der Produkte
  • Probleme bei Betriebsprüfungen
  • Ärger mit Marktüberwachung und Zoll

Der Importeur trägt immer die Verantwortung – niemals der Lieferant.
Deshalb gilt:

Jede legale Lieferung muss einen offiziellen Steuer- und Zollbescheid haben – auch bei DDP.

Wenn Ihnen Ihr Lieferant keinen Bescheid gibt, ist die Ware NICHT korrekt eingeführt.


Wir unterstützen Sie dabei – zuverlässig, rechtskonform und praxisorientiert.

Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne auch telefonisch persönlich zur Verfügung. Meine Handynummer ist 0157 – 581 78 278.

Agentur Frisch - Ihr Spezialist für den China Import

0 Kommentare

SPM-Server S181
scpxmPageCheckValidationTag